Wüstenrennmäuse kommen ursprünglich gar nicht aus der Wüste, sondern aus der mongolischen Steppe. Der deutsche Name „Rennmäuse“ kommt von ihrem flinken Verhalten; im englischen werden sie gerbils genannt, was mittlerweile auch im deutschen Sprachraum gebräuchlich ist.
Rennmäuse (oder eben auch Wüstenrennmäuse oder Gerbils) sind Gruppentiere, so dass man immer mindestens zwei Mäuse als Haustiere halten sollte, da sich eine Maus alleine sehr einsam fühlt. Von einem neuen Partner sollte nur abgesehen werden, wenn die verbleibende Einzelmaus schon deutlich sichtbare Alterserscheinungen zeigt und ein baldiges Sterben zu erwarten ist oder wenn die Maus aufgrund von kritischen Erkrankungen (beispielsweise bei ansteckende Krankheiten) nicht gefahrlos zu vergesellschaften ist. Auch andere Probleme wie Streit oder Parasitenbefall kann es geben.
Namen & Namensherkunft
Um Rennmäuse in einer möglichst naturgetreuen Umgebung zu halten, benötigt man einiges Wissen über ihre natürliche Lebensweise. Ebenfalls kannst du auf dieser Seite etwas über die verschiedenen Fellfarben von Rennmäusen erfahren.
Mongolische Rennmäuse werden auch Wüstenrennmäuse genannt, obwohl sie in der Steppe leben. Dieser Begriff wird auch für viele andere Rennmausarten verwendet. Ein weiterer Name für Mongolische Rennmäuse ist Gerbils, denn Rennmäuse gehören zur Gattung der gerbilli. Der wissenschaftliche Name für Mongolische Rennmäuse ist meriones uguiculatus, was auf Deutsch „Krieger mit Krallen“ bedeutet. Wissenschaftlich gesehen gehören Mongolische Rennmäuse zur Familie der Langschwanzmäuse (lat. Muridae).
Zur Unterhaltung freuen sich Rennmäuse über ein gemütlich eingerichtetes Heim und über regelmäßige Freiläufe. Rennmäuse sind neben ihrer „Funktion“ als Haustiere wohl auch besser als jeder Akten-Shredder – Papiere, die ihnen gegeben werden, sind oft schon nach weniger als einer Stunde kleingeknabbert und in der Einstreu verteilt, weshalb stets Eierkartons und Klopapierrollen für die kleinen Nager bereitliegen sollten.
Herkunft & Geschichte der Mongolischen Rennmaus
Mongolische Rennmäuse fressen in ihrer Heimat Wurzeln, Früchte, Pflanzen und Samen. Sie leben ursprünglich in streng ranggeordneten Gruppen in bis zu 1,50m tiefen Höhlensystemen, welche in Nordchina und Südsibirien, aber vor allem in den Steppen am Rande der Wüste Gobi (Mongolei) gelegen sind, wo die Mongolischen Rennmäuse 1866 von Abbé Armand David als „gelbe Ratten mit langen haarigen Schwänzen“ entdeckt wurden.
Ab 1935 wurden sie in Japan als medizinische Versuchstiere gezüchtet, von wo sie in den 50er Jahren nach Nordamerika und später auch nach Europa gelangten. Als Haustiere wurden sie dennoch erst nach 1970 bekannt und wurden in kurzer Zeit immer beliebter, so dass sie mittlerweile zu den beliebtesten Nagetieren gehören – schon lange haben sie den Goldhamster überholt. Bemerkenswert ist, dass ein Großteil der heutigen als Haustier gehaltenen Rennmäuse von den oben erwähnten 20 Rennmauspaaren aus Japan abstammt, von medizinischen Versuchstieren.
Rennmausarten
Während die Mongolische Rennmaus als Haustier sehr weit verbreitet ist (und deshalb oft auch nur als „Rennmaus“ bezeichnet wird), werden andere Rennmausarten nur selten gehalten:
- Bei der Buschschwanz-Rennmaus ist die Haltung ähnlich der von Mongolischen Rennmäusen, allerdings springen sie höher und buddeln nicht so viel.
- Auch die große Lybische Rennmaus ist der Mongolischen Rennmaus in der Haltung relativ ähnlich.
- Die sehr große und schnelle Arabische Rennmaus klettert und buddelt sehr gerne und ist gegenüber Artgenossen friedlicher gesinnt als die Mongolische Rennmaus. In der Haltung ist sie der Mongolische Rennmaus ähnlich, jedoch benötigt sie eiweißreicheres Futter, unbedingt ein Sandbad, mehr Einstreu und etwas zum Klettern.
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Ebenfalls sehr groß, kletter- und buddelfreudig – allerdings im Gegensatz zur Arabischen Rennmaus in der Heimtierhaltung immer beliebter werdend – ist die Persische Rennmaus
Sie benötigt eine Einstreuhöhe von ganzen 40 cm, ein Sandbad, welches – wenn als Pinkelecke genutzt – täglich erneuert werden muss, und mehr frisches (Gurke etc.) und eiweißhaltiges (Mehlwürmer) Futter als die Mongolische Rennmaus. - Die Pakistanische Rennmaus ist zwar größer als die Mongolische, doch kleiner als die Persische Rennmaus und der hier nicht extra aufgeführten Sundevall-Rennmaus sehr ähnlich. Im Gegensatz zu den meisten anderen Rennmausarten lebt sie ursprünglich nachtaktiv. Allerdings ist sie sehr zutraulich und ähnelt in der Haltung der Mongolischen Rennmaus bis auf die Notwendigkeit eines Sandbades und Kalk zusätzlich zum Futter.
- Shaw-Rennmäuse sind ebenso groß wie Pakistanische Rennmäuse, indes zeichnet sie als große Besonderheit aus, dass sie nachtaktiv und meist Einzelgänger sind, weshalb sich ihre Haltung in verschiedenen Punkten von der Mongolischer Rennmäuse unterscheidet – so benötigen sie beispielsweise mehr Eiweiß. Leider ist die Erforschung der Shaw-Rennmäuse noch nicht sehr weit fortgeschritten.
- Die Blasse Rennmaus ist ebenso groß, nichtsdestoweniger leichter als die Mongolische Rennmaus und ein Sandbad ist zwingend erforderlich. Sie ist sehr zutraulich und der Mongolischen Rennmaus in der Haltung relativ ähnlich, dessen ungeachtet frisst sie lebende Nahrung (z.B. Grillen) sehr gerne, so dass diese möglichst oft angeboten werden sollte.
… Außer den hier genannten gibt es noch viele weitere Rennmausarten wie z.B. die Cheesmans-Rennmaus, die Ägyptische Rennmaus (Beide Arten sind so groß, allerdings weniger streitlustig als die Mongolische Rennmaus, v.a. nachtaktiv und benötigen zwingend ein Sandbad – oder statt Einstreu nur Sand ), die sehr kleine, nachtaktive und spät geschlechtsreife Baluchistan-Rennmaus, die ein Sandbad benötigende aber sonst außergewöhnliche Fettschwanzrennmaus (sie frisst bevorzugt Insekten und ist meist träge), die noch kaum erforschte, sehr selten gehaltene, kleine, äußerst streitlustige und Temperaturen über 20°C benötigende Harringtons-Rennmaus und viele mehr, allerdings werden – wie oben schon erwähnt – vor allem Mongolische Rennmäuse und mitunter auch Persische Rennmäuse als Haustiere gehalten.
Fellfarben
Während die meisten Rennmausarten nur in ihrer natürlichen Färbung existieren, gibt es bei Mongolischen Rennmäusen sehr viele gezüchtete Farbschläge; manche Jungtiere wechseln erst nach einigen Wochen zu ihrer späteren Fellfarbe. Hier einige der am Häufigsten vorkommenden Fellfarben:
- Agouti (Wildfarbe) (gräulich- oder rötlich-braun, am Bauch weiß)
- Silberagouti (gräulich-weiß)
- Algierfuchs (orangebrauner Rücken, weißer Bauch)
- Polarfuchs (weißlich-braunes Fell, am Bauch ganz weiß)
- Kohlfuchs (verschiedene Brauntöne)
- Blaufuchs (grau bis gräulich-weiß)
- Schwarz (schwarzes Fell, oft weißer Fleck/Strich an Pfoten, Nase oder/und Brust)
- Gold (orange-braun, rötliche Augen)
- Platin (gräulich)
- Anthrazit (gräulich-schwarz & manchmal leicht bräunlich, matt)
Sinne von Rennmäusen
Du denkst, nur weil Rennmäuse kleiner sind als Menschen, hätten sie schlechter ausgeprägte Sinne? – Weit gefehlt. In den meisten Bereichen sind Rennmäuse dem Menschen sogar überlegen.
Um als erstes zum Sinn des Sehens zu kommen, ist zu sagen, dass Rennmäuse ein großes Blickfeld besitzen. Bewegungen bemerken sie besonders gut und sie können sowohl Farben unterscheiden als auch UV-Licht erkennen, allerdings ist das räumliche Sehen bei ihnen weniger gut ausgeprägt als bei Menschen.
Auch in Punkto sensibler Geräuschwahrnehmung ist die Rennmaus dem des Menschen weit überlegen: Hohe Töne nimmt sie sehr gut war – sogar bis weit in den Ultraschallbereich hinein, denn verirrte Jungtiere machen durch diese Ultraschallrufe die Mutter auf sich aufmerksam. Aber auch tiefe Töne wie z.B. das Trommeln mit den Hinterpfoten zu hören, ist für Rennmäuse kein Problem – diese Töne hören sie sogar aus großer Entfernung.
Der Geruchssinn ist bei Rennmäusen ebenfalls hervorragend entwickelt. Freund oder Feind erkennen sie an dem Geruch, ihre Reviere markieren sie ähnlich wie Hunde mit Duftmarken, wofür sie ihre Duftdrüse (den „Schlitz am Bauch“) verwenden. Selbst kleinste Urintröpfchen enthalten Duftinformationen, die von Rennmäusen ausgelesen werden können.
Was für ein Sinn ist bei Rennmäusen niedriger entwickelt als bei Menschen? – Der Tastsinn ist es jedenfalls nicht, denn die Tasthaare an der Schnauze erkennen jeden kleinsten Stupser und sind annähernd so gut ausgeprägt wie die der Katze .
Auch das Wärmeempfinden der Rennmäuse ist sehr hochgradig. Schon Neugeborene suchen sich den kuscheligsten Platz im Nest. Rennmäuse regulieren die Wärme sogar: Ist es kalt, stoßen sie vermehrt ein körpereigenes Sekret aus, das sie durch Drüsen auf ihr Fell spritzen und es mit Spucke vermischt mit der Nasenspitze auf ihrem diesem verreiben. Wird es wieder wärmer, wälzen sie sich im Sand (oder im Einstreu) und das Sekret wird abgestreift. Zudem wird so auch noch ihr Fell gereinigt.
Das Orientierungsvermögen von Rennmäusen kommt einem modernen Navigationsgerät nahe: Eine Art innerer Kompass registriert gelaufene Wegstrecken und Richtungsänderungen. Rennmäuse können in ihren Köpfen offenbar Streckenabschnitte so kombinieren, dass sie sofort die kürzeste Verbindung zwischen Standort und Versteck bzw. Ziel erkennen.
Das erwartet dich im Rennmaus-Ratgeber Teil 3
Bevor du deine neuen Rennmäuse beim Züchter (Tiere aus Zooläden sind oft in schlechtem Zustand) kaufst und auch wenn du schon Rennmäuse hast, solltest du dir unbedingt den dritten Teil unseres kostenlosen Online-Rennmaus-Ratgebers durchlesen, in dem es viele Tipps und Tricks zum erfolgreichen Rennmaus-Start gibt.